Innovation Laboratory School
- ellenstork
- 13. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Okt.
Seit 2019 ist die RGS (Richtsberg-Gesamtschule Marburg) InnoLabSchool (Innovation Laboratory School). Die InnoLabSchool ist eine Kooperation zwischen Schule und Universität, in diesem Fall zwischen der RGS und der Arbeitsstelle KuBiS (Arbeitsstelle Kulturelle Bildung an Schulen der Philipps- Universität Marburg) sowie dem HMKB (Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen), welches Stunden für Koordination und Beratung bereitstellt.
Um die Entstehung dieser Kooperation und die Ausgestaltung in der Praxis besser zu verstehen, konnte ich mit dem Leiter der Arbeitsstelle KuBiS Dr. Chr. Kammler sprechen, dessen Aussagen hier teilweise mit einfließen.
Die Zusammenarbeit zwischen Universität und Schule ist aus dem Bedarf im grundständigen Lehramtsstudium entstanden, Projekte durchzuführen, also sich im Praxisfeld Schule zu erproben. Bereits 2013 begannen so erste Kooperationsprojekte zwischen der RGS und der Philipps-Universität Marburg. Die Schule öffnete sich für Projektdurchführungen der Seminare „Tanz“, „Darstellendes Spiel“ und „Forschendes Lernen“. Gleichzeitig arbeitete die RGS intensiv an ihrem kulturellem Schulprofil und wurde 2015 zertifizierte Kulturschule des Landes Hessen. Aus diesen ersten gemeinsamen Projekten und der gleichzeitigen Entwicklung der Kulturschule hat sich der Gedanke entwickelt, die Zusammenarbeit zwischen der RGS und der Philipps- Universität zu intensivieren. Und so kam es 2019 zu einem Kooperationsabkommen und der Vergabe des Prädikats „InoLabSchool“. Also die RGS als Labor für Innovation in der kulturellen Schulentwicklung!
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit in der Praxis?
Die Kooperation hat mehrere Ebenen. Der Weiterbildungsmaster „Kulturelle Bildung an Schulen“ kann an der RGS Seminare durchführen und die Schule als praxisnahes Erkundungs- oder Forschungsfeld nutzen. Beobachtungen und Erkenntnisse hieraus kann die RGS wiederum für den eigenen Schulentwicklungsprozess nutzen.
Im grundständigen Lehramtsstudium können Studierende im Rahmen der gemeinsamen Projektdurchführungen die RGS als Erprobungsfeld nutzen und Kulturelle Bildung in der Praxis erleben. Das gemeinsame Projekt „Tanz“ gibt es immer noch und ist fest im Schulprogramm verankert. Ebenso die Projektdurchführung im „Darstellendem Spiel“, dieses wird aber von Seiten der Universität gerade umstrukturiert. In den Projektdurchführungen können Lehrer:innen und Studierende in der gemeinsamen Arbeit voneinander lernen, sich inspirieren lassen und Kulturelle Bildung in Schulen gemeinsam weiterentwickeln. Gleichzeitig findet die Kulturelle Bildung hierdurch einen Raum in der Lehramtsausbildung. Durch die Möglichkeit gemeinsam mit der Universität solche Projekte zu planen, durchzuführen und auszuwerten, wird die Schule zum Erprobungsraum für kulturelle Schulentwicklung.
Die letzte Ebene sind die gemeinsamen Überlegungen, wie Transferwissen ins Feld der Schulentwicklung transportiert und anderen Schulen nutzbar gemacht werden kann. Die Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle KuBiS und dem Weiterbildungsmaster ermöglicht einen Austausch von gewonnenem Transferwissen und Handlungsimpulsen in den regionalen und überregionalen Netzwerken der kulturellen Schulentwicklung. Des Weiteren kann die Universität durch ihre wissenschaftlich Expertise die RGS nicht nur begleiten und beraten, sondern das gewonnene Wissen durch wissenschaftliche Veröffentlichungen transferfähig machen. Ebenso finden sich auch Veröffentlichungen von Seiten der Schule wieder. Auch eine Begleitforschung von Seiten der Arbeitsstelle KuBiS, die durch eine Forschungskooperation mit dem HMKB möglich gemacht wurde, gab es schon und soll es wieder geben.
Und die Herausforderungen in der Praxis der Zusammenarbeit?
Für die Zusammenarbeit gibt es keine finanzielle Ausstattung, beschreibt Dr. Chr. Kammler und verweist darauf, dass es hier um eine Absichtserklärung geht, um „…ein Versprechen zwischen den Institutionen, dass man doch ein gemeinsames Anliegen hat“. Für die Zusammenarbeit sei dies herausfordernd, denn „…wir haben nicht per se Kapazitäten zur Verfügung, um vielleicht ein Treiber des Geschehens zu sein.“ Im Arbeitsalltag der Schule, in der sehr viele Entwicklungen voran getrieben werden, könne die Einbeziehung der Universität schnell als zusätzliche Baustelle empfunden werden. „Es wird nicht an jeder Stelle als Chance begriffen, sondern schnell als zusätzliche Belastung. (…) Hier geht es um die Haltung und das Bewusstsein: Wir wollen zusammenarbeiten. Für beide Seiten sage ich das. Wir wollen zusammenarbeiten und indem wir den Vollzug unseres Arbeitsalltags haben, haben wir im Hinterkopf als Schule und als Arbeitsstelle das Bewusstsein, wenn sich etwas an die Kooperation mit andocken lässt, dann machen wir das auch.“
Ein Versprechen der Institutionen – ein gemeinsames Anliegen – Kulturelle Bildung an der RGS gemeinsam mit der Philipps- Universität entwickeln, erproben, erforschen, transferfähig machen – da steckt ziemlich viel Potential drin – „Da sind wir sicher zum heutigen Zeitpunkt noch nicht am Ende unserer Möglichkeiten.“ !
Ich danke Dr. Christian Kammler für das intensive Gespräch.


