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Kooperation II - Freischaffende Künstler:innen

  • ellenstork
  • 13. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Kooperationen zwischen Schule und freischaffenden Künstler:innen


Ganz ehrlich – ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mir bewusst zu werden, wie schwierig es ist als einzelne Person, als Künstler:in in dem System Schule zu arbeiten, welche Hürden gerade am Anfang der Zusammenarbeit bestehen. Ich wäre froh gewesen, wenn es jemanden gegeben hätte, der mich auf diese Hürden aufmerksam gemacht hätte, mich für die andere Perspektive sensibilisiert hätte. Ich hatte das Glück mit einem Schauspieler und einer Schauspielerin über Jahre immer wieder gemeinsam in der Schule zu arbeiten. Intensive, offene Gespräche und letztlich mein eigenes Interesse die Zusammenarbeit zu gestalten haben mir geholfen, eine Sensibilität für die Stolpersteine in der Zusammenarbeit zu entwickeln.

Aller Anfang …

Um eine gemeinsame Arbeit von Anfang an auf Augenhöhe zu ermöglichen, ist es wichtig sich der Machthierarchie bewusst zu werden, der Kunstschaffende als Einzelakteur:innen in Schulen ausgesetzt sind. Meist sind es finanziell nicht hoch honorierte und zeitlich befristete Kooperationsprojekte, bei denen sie von der Zustimmung der Schule abhängig sind. Die Lehrkräfte haben dabei eine starke Definitionsmacht bezüglich der Gestaltungsspielräume der Kunstschaffenden. Sie haben den Schlüssel, sie kennen die Räume, die Rhythmen, die Ansprechpersonen für bestimmte Anliegen. Als Einzelakteur:innen im System Schule, stehen Kunstschaffende in einem Abhängigkeitsverhältnis gegenüber der Schulleitung (Zugang, Verträge, Rahmenbedingungen), dem Kollegium (Akzeptanz) und den mit ihnen kooperierenden Lehrkräften. Eine Interaktion auf Augenhöhe ist dadurch gerade zu Beginn der gemeinsamen Arbeit erschwert.

Eine andere Herausforderung besteht in der Unkenntnis des jeweils anderen Systems. Abgesehen von den Handlungslogiken im System Schule, die durch strukturelle Vorgaben bestimmt werden, haben die Einzelschulen Gestaltungsspielräume bezüglich der Rahmenbedingungen für künstlerische Projekte. Sind diese Rahmenbedingungen (Zeiten, Räume, Ausstattung, künstlerische und pädagogische Freiheit und ihre Grenzen), vorher nicht ausgelotet und besprochen worden, kann man  während der Zusammenarbeit leicht darüber stolpern.

Ist man sich dieser Hürden bewusst, kann man in der Schule einige Stellschrauben installieren, um eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe von Beginn an zu fördern.

Es braucht feste Ansprechpersonen oder Kulturbeauftragte als Schlüsselpersonen, die erste Fragen schnell beantworten und Zugänge erleichtern können.

Es braucht vor Beginn der Arbeit die Möglichkeit, die Schule und die Schülerschaft kennenzulernen. Dabei können die spezifischen Rahmenbedingungen bezüglich Raum, Zeit, Material und personellen Ressourcen in Bezug auf eine qualitätsvolle Arbeit ausgelotet werden.

Es braucht ein gemeinsames Treffen mit den beteiligten Akteurinnen und Akteuren, um die gemeinsamen Ziele des Projekts, die jeweiligen Rollen und Verantwortlichkeiten zu klären.

Es braucht die Kommunikation in die Schulgemeinde, so dass die Arbeit Sichtbarkeit, Anerkennung und Wertschätzung erfährt. Hier hat die Schulleitung eine wesentliche Schlüsselfunktion. Es passiert zu oft, dass einzelne Kooperationspartner:innen im Personalzimmer einer Schule sitzen und nicht angesprochen werden, weil niemand sie kennt.

Es braucht letztlich und unbedingt die Anstrengung, sich im Vorfeld eines Projekts gemeinsam mit der Schulleitung um Finanzierungsfragen zu kümmern und faire finanzielle und zeitliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Dabei müssen  regelmäßige Treffen zur Vor- und Nachbereitung sowie zur Reflexion während des Prozesses mitgedacht werden.

Ein solches Schnittstellenmanagement kann Rahmenbedingungen schaffen, welche die Zusammenarbeit auf Augenhöhe von Beginn an ermöglicht, so dass sich Synergieeffekte in der interprofessionellen Zusammenarbeit entfalten können.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade für die Zeit zur Vor- und Nachbereitung, sowie zur Reflexion während des Prozesses die zeitlichen und finanziellen Ressourcen fehlen. Damit fehlt die Zeit, gemeinsame Ziele und Konzepte zu entwickeln, sich über handlungsleitende Prinzipien auszutauschen, eine gemeinsame Sprache zu finden und Widersprüche, die in der gemeinsamen Arbeit von unterschiedlichen Professionen auftreten, gestaltend nutzen zu können.

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